Was wäre wenn...

Problem und Lösung unabhängig voneinander wären? Wenn es für das Erreichen einer Lösung gar nicht notwendig wäre, dass Problem zu analysieren und in der Tiefe zu verstehen?

 

Könnte dies die Möglichkeit eröffnen, sich in Beratung und Therapie schon von Beginn an zusammen mit dem Klienten in Richtung Lösung zu bewegen?

 

Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre entdecken zwei herausragende Therapeuten, Steve de Shazer und seine Frau, Insoo Kim Berg zusammen mit Ihrem Team vom  Brief Family Therapy Center (Zentrum für Kurzzeitherapie) in Milwaukee/Wisconsin, dass Veränderungen in die gewünschte Richtung möglich sind, sogar wenn das Problem, um was es ging, gar nicht bekannt war.

 

Da es am Brief Family Therapy Center oftmals lange Wartelisten gab, überlegte sich das Team, was sie den KlientInnen schon vor der ersten Sitzung an die Hand geben könnten, damit diese die Wartezeit bereits nutzen könnten.

 

Sie kamen auf die Idee, den KlientInnen beim telefonischen Erstkontakt vorzuschlagen, sich zu überlegen, was durch die Therapie NICHT verändert werden solle, bzw. was im Moment gut laufe und eher so bleiben solle. Dieses Vorgehen hatte deutliche Auswirkungen: Zwei Drittel der KlientInnen berichtete anschließend in der ersten Sitzung, dass es Ihnen deutlich besser gehe und sie Fortschritte gemacht hätten. Also hatte alleine das Fokussieren auf Dinge, die bereits im Leben funktionieren, starke Auswirkungen auf die Ausrichtung hinsichtlich einer Lösung.

 

In der Anfangszeit als Berater und Coach habe ich es häufiger erlebt, dass Klienten geschwächt wirkten, wenn ich, auch mit bester Motivation, das Problem genau verstehen wollte und weiter und weiter nachfragte, bis wir uns beide in den Tiefen des Problems befanden und erst wieder mühsam ein Weg heraus ins „Hier und Jetzt“ gebahnt werden musste.

 

Ähnliches gilt für die Arbeit mit systemischen Aufstellungen: Die Erfahrung mit dieser Methode zeigt deutlich, dass es als Aufstellungsleiter oft sogar hinderlich ist, viel über ein Problem zu wissen. Lösungen zeigen sich in der der Regel leichter und deutlicher, wenn der Klient gebeten wird, einfach kurz das Problem zu beschreiben und dann die Aufstellung zu beginnen.

 

Sehr spannend ist es auch zu erleben, wie Lösungen geschehen können, wenn der Berater/Coach/Therapeut überhaupt nichts über das Problem des Klienten weiß, wie es zum Beispiel mit den Klopftechniken der sog. „Energetischen Psychotherapie“ (wie z.B. EFT, TFT, EDxTM). möglich ist, aber das verdient einen Extra-Artikel...

 

All das bedeutet natürlich nicht, dass es sinnlos wäre, in Beratung und Therapie das Problem genauer zu erforschen. Es bedeutet lediglich, dass dies nicht immer notwendig ist für eine gute Lösung.

 

Auf gute Lösungen!

Boris

 

 

 

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